Karten als Mittel zur Datenvisualisierung

Ob Wetter, Wahlergebnis oder Bevölkerungsdichte – Informationsgrafiken auf Kartenbasis sind ein beliebtes Mittel, Daten optisch aufzubereiten. Komplexe Informationen lassen sich dabei unter anderem durch Farben und Formen visualisieren. Die Darstellungsarten haben jedoch ihre Fallstricke und führen oftmals zu gewollten oder ungewollten Fehlinterpretationen.

Choropleth – das bewusste Spiel mit Farben

Bei diesem Darstellungstyp werden Regionen auf Karten gemäß ihrer Zahlenwerte eingefärbt. In Abbildung 1 beispielsweise wurde ein Land dann gelb dargestellt, wenn dort 1 bis 9 Menschen am SARS-Coronavirus erkrankt waren.

Eine wesentliche Rolle um die gewünschte Aussage zu vermitteln, spielt bei Choroplethenkarten die Wahl der Farbskala. Jede Farbe löst bei uns Menschen eine andere psychologische Wirkung aus. Dadurch können gewisse Zahlenwerte entsprechend positiv oder negativ dargestellt werden. Grün wird zum Beispiel in Grafiken meist als “richtig” oder “gut” interpretiert, während rot als warnende Signalfarbe wahrgenommen wird.

Eine Quelle für Fehlinterpretationen bei Choroplethenkarten sind die Größen der eingefärbten Regionen. Die Einfärbung ganzer Staaten beispielsweise führt dazu, dass flächenmäßig große Länder einen großen Einfluss auf den Gesamteindruck haben – unabhängig von der Bedeutung ihrer Werte für die Statistik. Russland hat in Abbildung 1 eine große Auswirkung auf das Gesamtbild der Karte, obwohl dort zum Zeitpunkt der Erstellung nur ein einziger Mensch am SARS-Coronavirus erkrankt war. Singapur hingegen hinterlässt kaum einen Eindruck, trotz 238 Erkrankungen.

1. SARS Ausbruch in 2002/2003

In einem Choropleth wird viel Wert auf die Landfläche gelegt, obwohl Größe und Bevölkerung in keinem Zusammenhang stehen. Ein hoher Wert in flächenmäßig großen Staaten mit niedriger Bevölkerungsdichte wird bedeutender wahrgenommen als ein hoher Wert in kleinen Staaten mit hoher Bevölkerungsdichte.

Dotplot – auf den Punkt gebracht

Unter Dotplots versteht man Streudiagramme, bei denen die x- und y-Achsen auf einer Karte dargestellt werden. Durch Größe, Farbe und Form der einzelnen Elemente können zusätzliche Informationen transportiert werden.

Abbildung 2: Übersicht über Krankenhäuser in Österreich, die für Corona-Virus-Verdachtsfälle und -Erkrankungen ausgerüstet sind vom österreichischen Innenminister.

Quelle: Tweet des Österreichischen Gesundheitsministers https://twitter.com/rudi_anschober/status/1232223533239095296

Abbildung 2 zeigt Punkte mit unterschiedlichen Radien um die Standorte von Krankenhäusern. Der Informationsgrafik ist aber nicht zu entnehmen, welche Daten oder welche Informationen den Radius bestimmen. Entspricht er der Größe des Krankenhauses oder dem Einzugsgebiet? Oder sind die Radien so gewählt, um in der Darstellung zur Beruhigung der Bevölkerung eine möglichst gute Überdeckung des Bundesgebietes zu zeigen? Auch bei der Farbe scheint es so, als hätte man bewusst einen harmonischen Grün-Ton gewählt.

Quelle: https://www.caliper.com/featured-maps/maptitude-walmart-diffusion-map.html

Diese Karte zeigt die Verteilung der Wal-Mart-Geschäfte über das Gebiet der USA von den 1960er bis 2000er Jahren.

Die räumliche Verteilung der Punkte in Dotplots ist oft gleich – unabhängig von der Information, die mit Farbe dargestellt wird. So sehen zum Beispiel die meisten Dotplot-Karten der Vereinigten Staaten in etwa gleich aus: viele Punkte an der Ostküste, weniger an der Westküste und noch weniger in der Mitte. Egal ob die Zahl der Millionäre, der Wähler oder der verkauften Waschbecken dargestellt wird, die Punkte sind immer ähnlich verteilt. Die Aufteilung wird stark von der Bevölkerungsdichte beeinflusst, wodurch der eigentliche Inhalt der visualisierten Daten oftmals in den Hintergrund rückt.

Traue keiner Informationsgrafik, die du nicht selbst erstellt hast

Informationsgrafiken auf Kartenbasis sind eine hervorragende Möglichkeit, um komplexe, große Datensätze anschaulich darzustellen – und darüber hinaus ein sehr interessantes Wissensgebiet. Zum einen, um als Konsument über die wichtigsten Gefahren von Fehlinterpretationen informiert zu sein und zum anderen, um diese selbst zur Datenanalyse und Kommunikation verwenden zu können.

Eigene Kartengrafiken erstellen

Wenn Sie selbst Informationsgrafiken mit geographischen Daten erstellen wollen, bietet Google mit dem Google Datastudio ein kostenloses Werkzeug an. Damit können Karten-Visualisierungen einfach erstellt werden.