Mit Einzug der DSGVO kam zum ersten Mal bei vielen Unternehmen die Einsicht, dass man einen besseren Überblick über das eigene Datenmanagement haben sollte. Während manche einfach die gesammelten Visitenkarten in verschließbare Fächer steckten, sahen andere bereits, was das auch im Bereich von CRM-Systemen und Online Marketing bedeuten würde. Mit dem Aufstieg der Customer Data Platform war dann rasch klar, wohin die Reise gehen wird. Alle Daten im eigenen Haus zu haben und diese dann auch zentral verwalten und einsetzen zu können bietet einen klaren Vorteil am Markt: Neben einer lückenlosen Customer Experience für Kunden (“Wie war noch einmal Ihre Kundennummer?”) kann hier zusätzlich Customer Segmentation vorangetrieben werden, ohne ständig von vorgefertigten 3rd-Party-Targetings wie beispielsweise von Facebook abhängig zu sein. Oder anders gesagt: Weniger Streuverlust, mehr Relevanz, höhere Kundenbindung.
“In Österreich kaufen die Leute anders ein.” Was damals das Totschlagargument gegen Investitionen in den Online-Absatz war, klingt mittlerweile eher wie ein Satz aus der Kategorie “berühmte letzte Worte”. Laut einer Studie des Handelsverbands steigt der Umsatz im eCommerce 2020 auf das Rekordniveau von 8 Milliarden Euro. Der Umsatz im mobile Shopping, also allen Einkäufen, die auf dem Smartphone getätigt wurden, erhöht sich um satte 50% auf 1,2 Milliarden Euro. Eine Studie der Johannes Kepler Universität Linz erhob außerdem, dass heuer 350.000 Personen online eingekauft haben, die das vorher noch nie gemacht haben. Die Coronakrise zeigt immer mehr, dass sie keinesfalls ein Treiber für Veränderung ist, sondern vielmehr ein Beschleuniger von Trends, die schon über Jahre zu beobachten waren. Als wäre das nicht ohnehin schon genug Bewegung, schielt Facebook immer neidischer auf den Umsatz, den der Online-Shopping-Gigant Amazon für sich vereinnahmt. Schon länger besteht die Möglichkeit, dass man Produkte seines Online-Shops auf Instagram oder Facebook anzeigen lassen kann.
Die große Änderung für’s Jahr 2021? In-App-Käufe. Zukünftig werden diese Produkte nicht mehr einfach nur auf die Produktdetailseite des eigenen Webshops verlinken, sondern direkt in Instagram in den Warenkorb gehen und bezahlt werden. Was auf den ersten Blick als keine große Neuerung erscheint, hat aber bedeutende Implikationen: Jede Kampagne kann dann ohne On-Site-Conversion-Tracking auf Online-Umsatz ausgerichtet werden und bietet so mittelfristig für Facebook Inc. eine Funktion, die eCommerce-Anbietern wie Amazon, WooCommerce oder Shopify das Wasser abgraben soll. Aktuell noch auf den Markt in den USA beschränkt, wird dieses Feature im Laufe der nächsten Monate wohl auch für den europäischen Markt ausgerollt werden.
Mit den ITP-Updates von Apples Safari und der Privacy Sandbox-Initiative von Google Chrome wird der kontinuierliche Niedergang des Cookies weiter voranschreiten. Das verlangt im Online Marketing nach neuen Lösungen. Mit dem neuen Google Analytics 4-Update werden hier auch erste Schritte hin zu Server-Side-Tagging gesetzt. Weitere Ansätze sind Digital Fingerprinting oder Log-In-Systeme wie bei Online-Auftritten von Tageszeitungen. Auch der IAB arbeitet aktuell gemeinsam mit Digital-Riesen wie Google an einem Ansatz, der einen ID-Standard über alle Plattformen hinweg anbietet. Es bleibt abzuwarten, wie andere Anbieter von Online Marketing-Tools zukünftig moderne Lösungen ohne Cookies präsentieren werden.
Neben allen Neuerungen bleibt in einem dynamischen Bereich wie Online Marketing dennoch einiges auch so, wie es immer schon war. Gerade die Thematik rund um First-Party-Daten zeigt, dass es wichtig ist, über eine stabile Ausgangsbasis zu verfügen. Wer schlechte Daten in seine Systeme speist, wird auch schlechte Daten herausbekommen. Das bedeutet: saubere (und korrekt erhobene) Daten, klare Strategien, flexibel bleiben und das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Klar, das ist alles einfacher gesagt als getan. Aber Taktik ohne Strategie ist schließlich nur der Lärm vor der Niederlage. (Dieser Spruch kam sicher von Sun-Tzu.)
2021 bleibt spannend – weniger wegen neuer, bahnbrechender Tools oder Services, sondern eher weil so mancher Trend im nächsten Jahr noch deutlicher an Bedeutung gewinnen wird: Online Marketing und das Datenhandling im Hintergrund wird in jedem Unternehmen zur “Chefsache” werden. Online Shopping wird nicht auf Vorkrisen-Niveau zurückgehen, sondern ist gekommen um zu bleiben. Die Industrie wird sich auf neue Tracking-Standards zur Ablöse der bestehenden Cookies einigen. Das heißt zum Schluss: Wer seine Hausaufgaben nicht macht und keine klare Strategie im Online Marketing verfolgt, wird im Rennen um Kunden und Marktanteile den Anschluss verlieren.
#1 - First Party Data & Customer Segmentation
#2 - eCommerce & native Shoppingfunktionen
#3 - Der bröselnde Keks
Zugabe: Back to Basics
Fazit
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